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Nachhaltigkeit

Sozialkaufhäuser in Köln

Sonja Nürnberger · 22.04.2024

Eine Kundin stöbert durch den fairstore in Kalk. Foto: Sonja Nürnberger

Eine Kundin stöbert durch den fairstore in Kalk. Foto: Sonja Nürnberger

In Köln gibt es einige „Sozialkaufhäuser“, die neben Secondhand-Kleidung auch gebrauchte Möbel und anderen Hausrat preiswert anbieten. Doch was unterscheidet sie von anderen Secondhand-Geschäften?

„Wir arbeiten auf Spendenbasis. Wer seinen Schrank ausmistet oder wenn jemand verstorben ist, dann bringen die Leute alles zu uns“, erklärt Daniel Genova, der seit zweieinhalb Jahren als Betriebsleiter der fairstore-Kaufhäuser bei der Diakonie Michaelshoven angestellt ist. Inzwischen gibt es fünf solcher Läden in Köln, den ältesten in Kalk, der bereits 2008 eröffnet wurde.

„Man kann sich einkleiden oder die Wohnung einrichten und dabei wirklich viel Geld sparen.“

Daniel Genova, Betriebsleiter der fairstore-Kaufhäuser

Ebenfalls in Kalk befindet sich das große Spendenlager. Dort wird alles gesichtet, vorbereitet und gereinigt, bevor es weiter in die Geschäfte geht und dort zu günstigen Preisen verkauft wird. Der Anteil der Secondhand-Ware in den Regalen der freundlichen und gut sortierten Ladenräume macht etwa 90 Prozent aus. Aber auch ein wenig Neuware mischt sich hier und da darunter.

Ins Leben gerufen hat das Projekt die Diakonie Michaelshoven. Sie will damit zum einen Menschen, die etwa krankheitsbedingt lange arbeitslos waren oder ein Handicap haben, die Chance geben, in den Arbeitsalltag einzusteigen – für das gute Gefühl, wieder „gebraucht zu werden“.

Etwa siebzig Mitarbeitende werden inzwischen fachlich qualifiziert und sozialpädagogisch betreut. Sie stehen hinter der Ladenkasse, beantworten Fragen oder helfen im Lager. Aber auch die Kundinnen und Kunden profitieren von diesem Angebot. „Ich komme oft hierher, wenn ich meinen Enkelkindern eine Freude machen will. Alles wird teurer, weswegen Geschenke oft nicht drin sind. Aber hier finde ich immer eine schöne Kleinigkeit, die ich ihnen mitbringen kann“, erzählt eine Kundin, während sie in der Kalker Filiale in der farbenfrohen Ecke mit dem Kinderspielzeug stöbert. Schaut man sich in den hellen, weitläufigen Räumen um, die sich über zwei Etagen erstrecken, tut sich ein umfangreiches Sortiment auf: Herren-, Damen- und Kinder- kleidung, Haushaltswaren, Dekoration oder Bücher bis hin zu Möbeln.


Spielzeug zu kleinem Preis. Foto: © Sonja Nürnberger

Wer darf in Sozialkaufhäusern einkaufen?

Willkommen ist in den fairstores jeder, ob mit viel oder wenig Geld im Portemonnaie. „Für die, die wenig haben, gibt es eine Kundenkarte“, so Bettina Krätschmer-Becker, die neue Filialleiterin in Kalk. „Die Karte richtet sich an Menschen mit geringem Einkommen, also an Menschen, die Sozialleistungen beziehen, Studenten, die Bafög erhalten, oder Senioren mit kleiner Rente. Mit ihr bekommen sie 30 Prozent Rabatt.“

Die Kundschaft ist bunt gemischt. „Es kommen natürlich viele zu uns, die nicht viel haben. Sie wissen, dass sie hier immer etwas finden. Wir sind ein Kaufhaus, außer Elektroartikel bieten wir alles an. Man kann sich einkleiden oder die Wohnung einrichten und dabei wirklich viel Geld sparen“, so Genova. Das wissen natürlich auch die Schnäppchenjäger und Schatzsucher. Aber auch die sind hier gerne gesehen.

Billiger, sozial und nachhaltig einkaufen?

Es stehe ganz bewusst nicht „Sozialkaufhaus“ an der Fassade, erklärt Genova. „Wenn potenzielle Kunden so etwas lesen, haben manche Hemmungen hineinzugehen, weil sie niemandem etwas wegnehmen möchten. Sie könnten sich diese Dinge schließlich auch als Neuware leisten. Wir möchten aber niemanden abschrecken.“ Denn schließlich geht es hier nicht nur um den sozialen Aspekt in Bezug auf die Mitarbeitenden und um die erschwinglichen Preise.


Daniel Genova und Bettina Krõtschmer-Becker erklären die verschiedenen, sozialen Aspekte des Kaufhauses. Foto: © Sonja Nürnberger

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle und hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. „So viele Dinge werden weggeworfen, obwohl jemand anders sie noch brauchen könnte. Ich komme gerne hierher. Ich mag die Idee, dass Dingen die Chance auf ein zweites Leben ermöglicht wird“, erklärt ein junger Mann. „Auch wenn ich mir finanziell etwas Neues leisten könnte, habe ich dabei einfach ein gutes Gefühl.“

fairstore-Kaufhäuser in Köln

Kalk,
Kalker Hauptstr. 177

Nippes,
Sechzigstr. 5–11

Mülheim,
Buchheimer Str. 46

Altstadt-Süd,
Severinstr. 87

Altstadt-Nord,
Eigelstein 117

Geöffnet: Mo–Fr 10–18 Uhr,
Sa 10–16 Uhr
www.diakonie-michaelshoven.de

Köln-Porz – Neueröffnung
Am 2.2.24 eröffnet der neue fairstore um 11 Uhr in Köln-Porz.
Hermannstr. 2,
51143 Köln Porz
Geöffnet: Mo – Fr 10 bis 18 Uhr
Sa 10 – 16 Uhr

Emmaus – das Lädchen

Nippes,
Baudriplatz 16,
geöffnet: Mo–Fr 16–18 Uhr,
Sa 10–14 Uhr
www.emmaus-koeln.de

Oxfam Shop

Neustadt-Süd,
Bonner Str. 45,
geöffnet: Mo–Fr 10–18 Uhr,
Sa 10–13 Uhr

Innenstadt,
Friesenplatz 15,
geöffnet: Mo–Fr 10–19 Uhr,
Sa 11–15 Uhr
https://shops.oxfam.de/shops

Humana Secondhand und Vintage (Hausrat)

Innenstadt,
Hahnenstr. 55

Ehrenfeld,
Venloer Str. 365

Kalk,
Kalker Hauptstr. 181–183

Altstadt-Süd,
Severinstr. 136

Geöffnet: Mo–Sa 10–19 Uhr
www.humana-second-hand.de

Apfelbäumchen e. V.

Im Ferkulum 58,
50678 Köln
Geöffnet: mittwochs, donnerstags, freitags 11–16 Uhr
Telefon: 0221 / 32 98 02

Das Basislager

Bürger für Obdachlose (BfO) e. V.
Bickendorf,
Silcherstr. 11,
geöffnet: Mo–Fr 10–13 Uhr, 14–18 Uhr,
Sa 10–16 Uhr
https://bfoev.de

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Tags: Gebrauchte Kleidung kaufen , Spartipp für Senioren

Kategorien: Soziales , Nachhaltigkeit