A- A A+

Aktiv werden

Wildgänse in Köln

Diana Haß, 2023 · 13.05.2024

Längst keine Seltenheit mehr: Nilgänse in der Stadt. Foto: Thomas Banneyer

Längst keine Seltenheit mehr: Nilgänse in der Stadt. Foto: Thomas Banneyer

Kanada- und Nilgänse haben sich dauerhaft in unseren Breiten angesiedelt – auch in Köln. Aber Wildtiere in der Stadt sind auch ein Ärgernis.

„Es sind viele. Sehr, sehr viele. So achtzig bis hundert“, schätzt Winfried Toedt. Der Vogelexperte des Kölner Stadtverbands des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU) steht inmitten einer schnatternden Schar von Kanadagänsen. In aller Seelenruhe watschelt die Gruppe am Ufer des Kahnweihers im Stadtwald entlang. Ungerührt überqueren die Tiere den Fußweg, die schwarzen Hälse auf der Suche nach Gras nach unten gebeugt. Radfahrerinnen, Jogger, Eltern mit Kinderwagen und ältere Menschen mit Rollatoren weichen aus.


Wunderschön, aber problematisch: die Kanadagans. Foto: Thomas Banneyer

Wo die Gänse gelaufen sind, bleiben ihre Hinterlassenschaften auf dem Boden liegen. Der Uferbereich ist übersät mit Kot. Die Gänse fressen täglich bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts und scheiden das Meiste davon wieder aus. Das macht rund 1,4 Kilogramm in Form von 150 Häufchen pro Tier am Tag. Werden die Tiere trotz Verbot auch noch gefüttert, kann sich die tägliche Menge auf bis zu zwei Kilo erhöhen. Unweigerlich bleibt davon einiges unter Schuhen, an Reifen oder Spielzeug haften. „Es gab viele Beschwerden von Kölnerinnen und Kölnern, die sich besonders durch die Hinterlassenschaften gestört fühlen. Sie beklagen die Verunreinigung der Gewässer, Erholungs- und Freizeitflächen“, sagt Manfred Kaune, Leiter des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln. Auch die Wasserqualität leide unter dem Kot. Im Extremfall könnten Seen „kippen“ und veralgen.


Ein Ärgernis: die Hinterlassenschaften der Gänse. Foto: Thomas Banneyer

Gänse sind dort, wo Wasser ist

Fakt ist, dass Wildgänse – dazu gehören neben den Kanadagänsen auch Nilgänse – sich in den letzten Jahren spürbar in Köln ausgebreitet haben. Auch wenn es Menschen gibt, die sich an ihrem Anblick erfreuen – sie sind inzwischen zur Plage geworden. Vorzugsweise halten sie sich in der Nähe von Wasser auf: im Rheinpark, im Stadtwald, im Volksgarten oder am Aachener Weiher. Biologen zählten 2022 in Köln an zwanzig Gewässern 600 Kanada- und 70 Nilgänse. Die beiden Arten kann man gut auseinanderhalten.

Die Färbung der Nilgänse erinnert an Enten. „Sie sind bunter und etwas kleiner als die Kanadagänse und sie sind meist in Familienverbänden unterwegs, nicht in so großen Gruppen wie die Kanadagänse“, erklärt Toedt. Beide Wildgansarten haben eins gemeinsam: Sie sind bei uns ursprünglich nicht heimisch. „Sie sind im Laufe der Jahre aus Zoos und Parks ausgebüxt und haben hier in Köln gute Bedingungen vorgefunden. Deshalb bleiben sie nun ganzjährig“, weiß der Vogelfachmann.

Natürliche Feinde haben die Gänse hierzulande kaum. Lediglich Füchse, Greifvögel oder große Nager können ihnen gefährlich werden – die in der Stadt aber auch sonst ein reiches Futterangebot finden. Folglich vermehrten sich die Gänse derart, dass die Stadt einschreiten musste.


Winfried Toedt (NABU) am Kahnweiher. Foto: Thomas Banneyer

„Unser Ziel ist es, lokale Konflikte und Probleme so gut wie möglich zu minimieren und Überpopulationen von Wildgänsen zu vermeiden“, erklärt Kaune. Er meint damit, zu große Bestände an Wildgänsen zu reduzieren. Dafür hat die Stadt mit Hilfe des nordrhein-westfälischen Landesamts für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) Maßnahmen entwickelt. Versuche, die Gänse zu vergrämen, indem Ufer unzugänglich gemacht wurden, haben sich als nicht besonders praktikabel herausgestellt. Daher ist die wichtigste Maßnahme das sogenannte Gelegemanagement, das in diesem Jahr eingeführt wurde.

Im Frühjahr sammelte ein Fachmann die Eier aus den Nestern und stellte sie dem Kölner Zoo als Tierfutter zur Verfügung. Nur jeweils ein Ei bleibt so im Nest, in dem bis zu zehn Eier liegen können. „Weil sich Nesträuber wie Raben, Ratten oder Füchse auch an den Eiern bedienen, stört es die Gänse nicht, wenn welche fehlen. Würden die Nester allerdings vollständig ausgeräumt, besteht die Gefahr, dass die Gänse ein neues Gelege anlegen“, erläutert Naturschützer Toedt. Er hält es für richtig, die Menge der Wildgänse durch dieses Gelegemanagement einzudämmen. „Ich bin für die Maßnahmen. Es ist einfach ein Konflikt in der Stadt, wenn der Kot der Wildgänse Wiesen verdreckt, die Menschen nutzen. Auch besteht die Gefahr, dass heimische Tiere Gewässer nicht mehr nutzen können“, sagt er.


Ein Familienverband von Nilgänsen – schon putzig. Foto: Thomas Banneyer

Bis das Absammeln der Eier den gewünschten Effekt bringt, ist Geduld notwendig. „Es ist nur dann wirksam, wenn es konsequent über einen längeren Zeitraum durchgeführt wird“, sagt er. Dass dies aber ein mühsames Geschäft ist, bestätigt die Erfahrung der Stadt Düsseldorf. Dort hatte sich bis 2017 der Bestand der Kanadagänse etwa verdreifacht. Seit über fünf Jahren betreibt Düsseldorf das Gelegemanagement. Allein im vergangenen Jahr entnahmen städtische Mitarbeitende rund 800 Eier. Das Resultat: Die Zahl der Jungvögel bei den Kanadagänsen hat sich im Vergleich zum Jahr 2017 fast halbiert, aktuell werden 90 Nachwuchsgänse gezählt.

Bitte nicht füttern!

Einen Beitrag zum Problem leistet aber auch der Mensch, indem manche die Gänse füttern. Denn das „Bitte, bitte nicht füttern!“ lockt immer mehr Gänse an. „Die wichtigste und nachhaltigste Maßnahme liegt im konsequenten Fütterungsverbot“, betont Kaune. Er bedauert: „Leider wird es von der Bevölkerung nicht genügend eingehalten.“ Mitarbeitende des Ordnungsamtes achten deshalb verstärkt auf Verstöße und gehen dagegen vor.“

Das kann bis zu 1.000 Euro teuer werden. Dass ein konsequent eingehaltenes Fütterungsverbot Erfolge bringt, hat sich in diesem Jahr im Mediapark gezeigt. Dort wird das Verbot in Absprache mit den Eigentümern erfolgreich durchgesetzt. „Es gibt dort nun deutlich weniger Gänse als im Vorjahr. Dies funktioniert unter anderem so gut, weil der zu überwachende Bereich recht überschaubar ist“, sagt Kaune und appelliert an alle Kölner nochmals eindringlich: „Bitte, bitte nicht füttern!“

Stadt Köln – Amt für Landschaftspflege und Grünflächen
Tel. 0221 / 221-2 34 14
www.stadt-koeln.de/wildgaense

NABU Köln e.V.
Luxemburger Str. 295 Tel.
0221 / 790 28 89
www.nabu-koeln.de

Mehr zum Thema Wildtiere in Köln? Das könnte Sie auch interessieren:

Taubenschutz in Köln: Eiertausch macht weniger Dreck
Tierschutz: Platz für den Spatz!
Wildtiere in Köln: Was tun, wenn man einen Igel gefunden hat?
Podcast 13: Wo sich Waschbär und Wildschwein wohl fühlen

Tags: Tierschutz , Wildtiere in Köln

Kategorien: Unser Köln