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Wenn die Clowns klopfen – ein Besuch des Vereins Kölner Klinikclowns e.V.

Marie Breer · 02.03.2022

Chilli und Berta zu Besuch bei Johannes Kerzmann im Seniorenheim. Foto: Marie Breer

Chilli und Berta zu Besuch bei Johannes Kerzmann im Seniorenheim. Foto: Marie Breer

Sie sorgen für Abwechslung in Kliniken und Heimen: Die Kölner Klinikclowns sind seit mehr als 25 Jahren aktiv.

Ein Tüllröckchen, eine grasgrüne Strumpfhose, schräge Jacke, Ringelsocken, dazu die Haare verrückt frisiert und eine dicke rote Nase im Gesicht. Damit verwandeln sich Britt Andersson und Antje Mairich zu „Berta“ und „Chilli“. Als sie im Seniorenheim an die Zimmertür von Johannes Kerzmann (81) klopfen und fragen, wie es ihm geht, werden sie mit einem Lächeln empfangen.

Der alte Herr hat Schwierigkeiten mit dem Sprechen, aber liebt Bilder und Fotos, von denen reichlich an der Wand hängen. Die Clowninnen bewundern sie und starten ein spontanes Fotoshooting. Als „Models“ bringen sie sich in Positur und laden zum Mitmachen ein. Ihrem fröhlichen Charme kann Johannes Kerzmann nicht widerstehen. Mit sichtlichem Spaß lässt er sich darauf ein, passt sich den Posen an, streckt die Arme hinter den Kopf und lacht in die Kamera.

Kein aufdringlicher Klamauk

Britt Andersson und Antje Mairich gehören zum Team des Vereins „Kölner Klinikclowns“. Er macht es möglich, dass Patienten in Krankenhäusern, Hospizen und Palliativstationen sowie Bewohner in Senioreneinrichtungen eine bunte Überraschung erleben. Kein aufdringlicher Klamauk erwartet die Menschen, wenn die Klinikclowns zu Besuch kommen.

Es geht vor allem darum, einfach nur da zu sein, Zuwendung, Lebensfreude oder nur ein Lächeln zu schenken. „Es gibt kein einstudiertes Programm für die Besuche, wir improvisieren“, sagt Britt Andersson. Die gebürtige Schwedin ist Schauspielerin, ebenso wie ihre Kollegin Antje Mairich. Seit rund viereinhalb Jahren sind sie als Berta und Chilli regelmäßig in Alten- und Pflegeheimen wie dem Katharina-von-Bora-Haus in Lindenthal unterwegs.


Foto: Klinikclowns e.V.

 

„Es gibt kein einstudiertes Programm für die Besuche, wir improvisieren.“

"Berta", Britt Andersson, Klinikclownin

Feine Antennen für die Stimmung

Ihre Erfahrung: „Jede Begegnung mit den Bewohnern ist ein Sprung ins kalte Wasser, weil man nicht weiß, was kommt. Es ist uns wichtig, zu erspüren, was gerade im Moment entsteht, und eine positive Stimmung zu erreichen.“ Vor allem der Besuch bei alten Menschen mit einer Demenzerkrankung oder körperlichen Einschränkungen ist eine Herausforderung. „Es braucht viel Energie, um mit ihnen in Kontakt zu kommen. Das klappt nicht immer, und wir müssen auch damit rechnen, einfach mal weggeschickt zu werden“, sagt Mairich.

Gekünstelte Lustigkeit ist fehl am Platz. Die Klinikclowns begegnen den älteren Menschen ganz individuell, mit viel Respekt und Einfühlungsvermögen. So gelingt es ihnen, bettlägerigen Seniorenheim-Bewohnern wie Ernst P. (Name geändert) mit Musik ein gutes Gefühl zu vermitteln. Sie singen etwas vor und fragen, was er besonders gern mag. „Köl- sche Lieder“, ist seine prompte Antwort – sofort wird gemeinsam der Ostermann-Klassiker „Ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn“ angestimmt.


Foto: Klinikclowns e.V.

 

„Es ist uns wichtig, zu erspüren, was gerade im Moment entsteht, und eine positive Stimmung zu erreichen.“

„Chilli“, Antje Mairich, Klinikclownin

Verein organisiert und finanziert die Einsätze

Auch das Pflegepersonal weiß die Arbeit der Klinikclowns zu schätzen. „Wie sie Kontakt aufbauen, das ist schön und tut den Menschen gut. Vor allem schön für Bewohner, die nicht mehr mobil sind und daher nicht an Veranstaltungen des Hauses teilnehmen können. Für die ist es eine tolle Abwechslung“, sagt Anette König vom Sozialen Dienst des Katharina-von-Bora-Hauses.

Der gemeinnützige Verein „Kölner Klinikclowns“ wurde 1995 von Kölner Künstlerinnen und Künstlern gegründet. „Seine Aufgabe ist es, die Klinikclownerie zu organisieren und professionell anzubieten, die Einsätze zwischen Clowns und Einrichtungen zu koordinieren, die Einrichtungen zu beraten und die Finanzierung über Spenden und Sponsoren zu sichern“, erläutert Beate Zacharias aus der Geschäftsstelle des Vereins.

Gut die Hälfte der Einsätze findet in Pflegeheimen statt. Viel Wert wird auf eine hohe Qualität in der Ausbildung der Künstlerinnen und Künstler gelegt. Und diese Professionalität erfordert ein angemessenes Honorar.

Beruf für Künstler

Ausgebildete Künstler wie Sänger, Schauspieler oder Tänzer können sich direkt beim Verein bewerben. Sie werden dann speziell für Einsätze in Krankenhäusern und Pflegeheimen vorbereitet. Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Clown-Arbeit bekannter zu machen und zu erreichen, dass „Klinikclown“, ähnlich wie in den Niederlanden, als Berufsbild anerkannt wird.

Die Idee der Klinikclownerie stammt übrigens aus den USA. Michael Christensen, selbst Clown und Artist, entwickelte 1986 das „clown doctoring“ und gründete eine Organisation innerhalb des Big Apple Circus, die auf Anfrage eines New Yorker Krankenhauses erstmals regelmäßig Clowns in Kinderkliniken schickte.

Kölner Klinikclowns e. V.
Deutz-Mülheimer Str. 173
51063 Köl,
Tel. 0221 / 26 13 94 98
E-Mail: kontakt@koelner-klinikclowns.de
www.koelner-klinikclowns.de

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Tags: Klinikclowns , Pflegeheim

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