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Gemeinschaft für Freunde der Modelleisenbahn in Köln

Ulrike Süsser · 17.01.2024

Mitten im Schwarzwald steht Modelleisenbahn-Freund Hans Rubel. Foto: Thomas Banneyer

Mitten im Schwarzwald steht Modelleisenbahn-Freund Hans Rubel. Foto: Thomas Banneyer

Die Modelleisenbahn begeistert nicht nur Senioren. Im Verein treffen sich Bastler, Techniker, Mini-Lokführer und Sammler verschiedener Altersgruppen und auch eine Frau. Hier kann man Fähigkeiten einbringen, Erinnerungen wecken und Miniaturwelten erschaffen.

Der Zug schlängelt sich von Triberg nach Hausach durch eine romantische Landschaft. Es geht über Hügel, durch Wiesen und Tunnel. Schwarzwaldhäuser säumen die Strecke. Menschen warten am Bahnhof, andere sitzen im Biergarten. Keine Hektik, kein Stress.

Hans Rubel ist immer wieder begeistert von der Reise durch den Schwarzwald. Schon oft ist er die Strecke gefahren – zwar nicht in echt, aber auf der Anlage des Vereins „Modelleisenbahn-Freunde Köln“ (MFK). Die steht in dessen Clubheim in der alten Signalmeisterei am Mülheimer Bahnhof.


Die Miniaturwelt der Modelleisenbahn ist fast ebenso komplex wie die Wirklichkeit. Foto: Thomas Banneyer

Das Modell ist ein Originalnachbau der Schwarzwaldstrecke zwischen den beiden kleinen Orten im Maßstab 1:87. Alles auf der HO-Anlage ist also 87-mal kleiner als in Wirklichkeit.

Technik- und Elektrik-Fans

Seine erste kleine Eisenbahn erhielt Rubel zur Kommunion. „Da bin ich wohl nicht der Einzige“, meint der 67-Jährige mit einem Augenzwinkern. Aus Platzgründen hat er zu Hause längst keine eigene Anlage mehr, die Begeisterung ist aber geblieben. Um zu „spielen“, besuchte er die öffentlichen Fahrtage, die die Modelleisenbahn-Freunde dreimal im Jahr veranstalten.

Als der Verein vor vier Jahren jemand für die Technik suchte, wurde er Mitglied. „Ich bin vor allem für die Feinmotorik und die Elektrik zuständig“, sagt der gelernte Kommunikationselektriker.

 
Sitzt gern am Steuerpult: Dirk Lauterbach. Foto: Thomas Banneyer

Überhaupt habe jeder im Verein seine Vorlieben und Schwerpunkte. Zum Beispiel hat Kollege Dirk Lauterbach gern die Kontrolle am Computerpult und schickt die Züge elektronisch gesteuert und sicher durch die Miniaturlandschaften.

Modelle basteln und Miniaturen tüfteln

Andere sind lieber handwerklich aktiv. Immer dienstags treffen sich die Männer zum „Spielen“ und Werkeln im Vereinsheim. Sie feilen und löten, kleben und bohren. Das kreative Gestalten, das Ausbessern und Verändern der Landschaften ist für Modellbahner nämlich mindestens genauso wichtig wie das rollende Material und das Fahren an sich. „Mehr als 20.000 Bäume haben wir aufgestellt“, betont Rubel.

 
Viele Miniaturen wurden detailreich und in liebevoller Handarbeit gefertigt und geschickt in eine Landschaft drapiert. Foto: Thomas Banneyer

Da wurden für die Laubbäume jede Menge Blüten von Spierbüschen gesammelt, getrocknet, mit Kleber und Farbe besprüht und beflockt. Eine aufwendige Fummelei. Vor allem an den Fantasielandschaften rund um die HO- und die kleineren N-Spurbahnen im Obergeschoss des Vereinsheimes gibt es immer etwas zu tun.

Jeder darf in Absprache eigene Ideen umsetzen. Eine bayerische Schiffschaukel ist zu entdecken, woanders ein paar Kletterer an einem Stück Originalfelsen von der Eiger Nordwand. „Das Schöne ist, dass man mit den eigenen Händen etwas erschaffen kann“, betonen die Bastler und Tüftler übereinstimmend.


Schon seit zwanzig Jahren im Verein ist Michael März. Foto: Thomas Banneyer

Es sind überwiegend ältere Männer, aber das hören sie nicht gern. „Wir sind nicht alt, sondern fortgeschrittene Kinder“, meinen sie humorvoll. Hans Dieter Wendland ist mit 86 Jahren der Älteste, sein Hobby übt er seit seinem 15. Lebensjahr aus. Michael März ist mit 37 Jahren der Jüngste, aber seit mehr als zwanzig Jahren dabei.

Eine Frau mit einem technischen Beruf

Seit Corona erlebe die Modelleisenbahn einen neuen Aufschwung, berichtet Dieter Kempf. Er ist Sprecher des Arbeitskreises Rheinlandbahn, eines Zusammenschlusses von vierzig Modell- und Eisenbahnclubs und Interessengemeinschaften. Allerdings bleibe es ein Hobby für Männer. „Es gibt so gut wie keine weiblichen Vereinsmitglieder“, sagt er. Und doch fühlt sich zumindest beim MFK eine Frau in der Domäne der „fortgeschrittenen Jungs“ wohl.


Nathalie Samak ist auch von Beruf Lokführerin. Foto: Thomas Banneyer

Nathalie Samak entwickelte schon als Mädchen eine Leidenschaft für große und kleine Eisenbahnen. „Vorbelastet“ war sie durch ihren Vater Michael Kratzsch-Leichsenring, der entsprechende Fachbücher geschrieben hat.

Sie wurde von Beruf Lokführerin im Güterverkehr und arbeitet jetzt als Ausbilderin. „Anfangs habe ich auf der Modellanlage Gleise eingeschottert, Oberleitungen angemalt und Bäumchen gebastelt“, erzählt die 25-Jährige. Aber sie sei oft auch ungefragt für die Kaffeetheke oder fürs Putzen eingeplant worden.

Da habe sie sich erst durchsetzen müssen. „Es ist leider immer noch ein Klischee, dass Mädchen für die Modellbahn zu wenig Verständnis haben“, betont sie. Das sei Unsinn. Mädchen hätten höchstens keine Lust, sich gegenüber den Männern dauernd behaupten zu müssen, glaubt sie.

Loks sammeln oder Züge fahren lassen

Zuhause hat Samak keine eigene Anlage, nur einige Loks hat sie in einer Vitrine ausgestellt, „aber nur diejenigen, die ich selbst in Groß schon gefahren habe“, sagt sie selbstbewusst und lächelnd. Ein leidenschaftlicher Sammler kauft dagegen laufend Loks und Waggons. Und sei bereit, dafür im Monat 800 Euro und mehr auszugeben, heißt es.

 
Für den einen ist ein Lok-Modell eine Wertanlage – für den anderen ist sie eine Einladung zum Spielen. Foto: Thomas Banneyer

Die Mini-Züge verschiedener Baureihen werden in Glasschränken ausgestellt und nur hin und wieder zum Rollen gebracht. Manch einer betrachtet die Modelle gar als reine Wertanlage und verwahrt sie geschützt in Kartons auf. Zum „Spielen“ werden sie jedenfalls nicht ausgepackt.

Entspannen und in Gedanken reisen

Nicht alle Eisenbahnbegeisterten haben ein Vereinsheim mit einer großen Anlage. Die Sürther Modellbahnfreunde zum Beispiel treffen sich donnerstags zum Fachsimpeln in einem Lokal und beschäftigen sich ansonsten zu Hause mit ihren Anlagen, mindestens einmal pro Woche.

Im Winter verschwinden einige fast täglich im Keller oder Nebenraum. Für die Ehefrauen sei das in Ordnung, meinen sie. Die Männer schwärmen, dass das Bauen und Fahrenlassen fast eine meditative Beschäftigung sei, die dabei gleichzeitig viel Konzentration verlange.

 
Beim Spiel mit der Modelleisenbahn kann man gedanklich an ferne Orte reisen, … Foto: Thomas Banneyer

Für Hans Gomoll zählt vor allem die Entspannung. „Wenn ich die Züge durch die Landschaft schicke, kann ich abschalten und in Gedanken verreisen“, sagt der 70- Jährige. Seine Anlage im Dachgeschoss ist einer Eifellandschaft der 60er Jahre nachempfunden. Und so erlaubt ihm die Zugfahrt auch einen nostalgischen Blick zurück in die Kindheit. Sie ist zugleich eine kleine Flucht heraus aus dem Alltag, hinein in eine Welt ohne Krankheit und Sorgen.

Meist „spielt“ er alleine, aber wenn der fünfjährige Enkel sagt: „Opa Hans, lass doch mal die Züge fahren“, dann darf auch mal der Kleine ran ans Schaltpult – auch wenn er eigentlich noch zu jung sei für die empfindliche Anlage. Im Waggon liegen dann schon mal ein paar Gummibärchen.


... oder eine Reise in die eigene Kindheit unternehmen. Foto: Thomas Banneyer

Mit Erinnern Spielen

Gemütlich geht es auch bei den „Teppichbahnern“ zu. Sie lassen ihr „Spielzeug“ auf dem Fußboden fahren und haben keine Angst vor ruppiger Behandlung. Oft wird eine kleine Landschaft nur angedeutet, und so braucht die Anlage auch nicht viel Platz. Da sind dann auch eher Frauen mit von der Partie.

Martina Dammrat (57) erinnert sich, wie sie als Kind nach der Schule oft mit ihrer kleinen Arnold N spielte, zwar nicht auf dem Fußboden, aber auf einem einfachen Brett, das auf Böcken lag. Ihr Vater hatte die Anlage eigenhändig aus Alltagsgegenständen gebaut. Eine alte Teppichrolle gab den Tunnel, eine Medikamentendose plus leerem Filzschreiber den Wassertank für die Dampflok.

Allerdings lagen die Waggons und Loks öfter einmal umgekippt neben den Gleisen. Sie hatte Omas Staubwedel in Verdacht, doch die „Täterin“ (Jahrgang 1904) ging anders vor: „Sie ließ die Züge so schnell fahren, bis sie entgleisten“, erzählt sie und lacht.

Manchmal holen die Teppich- oder Spielbahner ihre Züge und Schienen auch nur zu besonderen Anlässen aus der Kiste, zum Beispiel an den Weihnachtstagen. Dann dreht der Zug unermüdlich seine Runden um den Tannenbaum – und große und kleine Kinder staunen und spielen gemeinsam. Und vielleicht wird der eine oder die andere dann doch langfristig vom „Virus“ Modelleisenbahn gepackt – einem, das viel Freude macht

Welche Größen gibt es bei Modelleisenbahnen? Welchen Maßstab haben die Eisenbahnmodelle und -spuren?

Übersicht

Spur 3: 89 Millimeter, 1:16
HO-Spur: 16,5 Millimeter, 1:87
N-Spur: 9 Millimeter, 1:160
Z-Spur: 6,5 Millimeter, 1:220

Für Einsteiger gibt es Startersets ab etwa 200 Euro. Züge und Zubehör sind im Fachhandel sowie gebraucht auf Trödelmärkten und bei Online-Börsen erhältlich.

Modelleisenbahn-Freunde Köln e. V.
Vereinsheim: Mündelstr. 62,
E-Mail: info@modelleisenbahnfreunde-koeln.de
www.modelleisenbahnfreunde-koeln.de

Sürther Modellbahnfreunde e. V.
Treffen jeden 2. Donnerstag/Monat, Gäste willkommen!
Stammlokal Restauration „Zur Krone“,
Sürther Hauptstr. 75
Info: Martin Röhrig,
Tel. 0171 / 651 45 59, und Hans Gomoll,
Tel. 02236 / 675 18
www.mbf-suerth.de
www.wirmodellbahner.de
www.koelner-eisenbahn-welten.de
www.nbahnerkoeln.de

Vierzig weitere Vereine im Rheinland auf www.rheinlandbahnen.de.
Hier finden Sie die nächsten Termine für Ausstellungen und Börsen.

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Tags: Modelleisenbahn in Köln , Vereine für Senioren

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