Kurse in der Volkshochschule (VHS)

„Ich verfalle schnell in Hektik. Vielleicht bekomme ich hier ein paar Tipps, um entspannter zu sein“, hofft Vera Schmitz (Name von der Redaktion geändert). Die Endsechzigerin sitzt zusammen mit 13 anderen Menschen zwischen Ende zwanzig und Anfang siebzig im Vortragssaal der Volkshochschule am Neumarkt. Eineinhalb Stunden lang geht es an diesem Abend um das Thema „Wie man es schafft, sich das Leben (nicht) schwerer als nötig zu machen“.

Mit Humor gegen Stress

Der Dozent, Soziologe Dr. Torsten Reters, stellt die Eckpunkte der Systemischen Psychologie von Paul Watzlawick vor. „Es geht darum, Alltagsschwierigkeiten leichter zu lösen“, erklärt er. Was solche Schwierigkeiten sein können, zeigt er anhand von anschaulich vorgetragenen Beispielen und humoristischen Filmausschnitten. So etwa mit einer Geschichte von einem Vater und seinem Sohn, die mit einem Esel unterwegs sind: Erst reitet der eine, dann der andere auf dem Tier, dann beide gemeinsam und schließlich keiner von ihnen – denn jedes Mal begegnen sie jemandem, der sie für die jeweilige Anordnung kritisiert. Sie versuchen, immer allen Anregungen nachzukommen. Warum?

„Die machen sich vom Urteil anderer abhängig“, bemerkt ein Teilnehmer. „Das ist einer der größten Katastrophenauslöser“, macht Dr. Reters daraufhin klar. Die eigene Haltung ist also wichtig, erfahren die Teilnehmenden – überall im Alltag. Und Humor könne helfen, Anspannungen zu lösen. „Wichtig ist, dass man lernt, Situationen für sich zu drehen“, erklärt Dr. Reters und gibt direkt ein Beispiel: Wer sich im Stau eine Pappnase aufsetze und die verblüfften Reaktionen der anderen Autofahrer beobachte, habe Spaß statt Stress.

Achtsamkeit und Glück

„Meine Freude liegt darin, den Menschen andere Sichtweisen näherzubringen“, erzählt der Dozent, der seit mehreren Jahrzehnten in der Erwachsenenbildung arbeitet. Seine Themen bewegen sich dabei oft im Bereich Lebenskunde. Es geht unter anderem um Achtsamkeit, spirituellen Optimismus, Entschleunigung, die Suche nach Lebensglück, das Verständnis für schwierige Lebenssituationen und Tipps, wie Beziehungen dauerhaft glücklich bleiben können. „In meine Vorträge kommen Leute, die neugierig sind, die über das Leben nachdenken und Anregungen haben wollen“, sagt Dr. Reters. „Ich bin weder Coach noch habe ich Psychologie studiert. Ich bin Soziologe und vermittle Wissen. Es geht um Bewusstwerdung“, stellt er klar. Und darüber schreibt er auch Sachbücher.

VHS erweitert Programm

Dass solche Themen in der VHS angeboten werden, wissen längst nicht alle. „Viele glauben, dass hier in erster Linie Sprachen vermittelt werden“, sagt Jakob Schüller, Leiter der VHS Köln. Dabei kann hier, in der zweitgrößten ihrer Art Deutschlands, jeder Interessierte etwas für sich finden. Die Palette der Angebote reicht von Gesundheitsbildung und Be- wegung, Kunst und Kreativität über Exkursionen bis hin zu Podiumsdiskussionen zu aktuellen politischen Themen, auch berufliche Bildung gehört dazu. „Fast 3.500 spannende und abwechslungsreiche Kurse und Einzelveranstaltungen bietet die Volkshochschule im laufenden Semester an“, freut sich Schüller. Dabei passt sich das Angebot immer wieder an gesellschaftliche Trends an.

„Partnerschaftsprobleme sind inzwischen nicht mehr so ein großes Thema“, hat Dr. Reters festgestellt, „stattdessen biete ich mehr zur Frage nach dem Glück und Glaubensfragen an.“ Ihn freut es, wenn die Besucher einen Nutzen aus seinen Vorträgen ziehen. Vera Schmitz ist das an diesem Abend jedenfalls gelungen. „Das war ein sehr sympathischer Vortrag. Ich nehme auf jeden Fall Anregungen mit“, sagt sie.