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Kölner Köpfe – Willi Schäfer

Diana Haß, 2023 · 13.05.2024

Foto: © Diana Hass

Foto: © Diana Hass

Nach exakt siebzig Jahren hat Willi Schäfer Ende 2022 seinen Führerschein zurückgegeben. Freiwillig.

Wieso haben Sie sich zu dem Schritt entschlossen?

Unsere drei Töchter haben mich überzeugt, dass das richtig ist. Ich bin jetzt 87 und auch wenn ich das Gefühl hatte, das Autofahren funktioniert noch, ist es sicherer, wenn ich nicht mehr selbst fahre. Also habe ich mir gedacht, ich gebe den Führerschein auf den Tag genau siebzig Jahre, nachdem ich ihn bekommen habe, beim Bezirksamt zurück. Weil der 26. November aber ein Samstag war, ging es erst am Montag drauf.

Wieso dieser symbolische Schritt?

Mir ging es auch darum, ein Zeichen zu setzen und ein Beispiel zu geben. Ich denke, es ist vernünftig, im Alter mit dem Fahren aufzuhören.

Was hat Ihnen das Autofahren bedeutet?

Viel. Ich habe mit siebzehn meinen Führerschein bekommen. Nach drei Fahrstunden. Dann konnte ich direkt meinem Vater, der Kohlenhändler war, helfen beim Ausfahren. Wir hatten von der Firma Borgel einen englischen Armee-Lkw bekommen, so einen Plattschnauzer. Der hatte 3,5 Tonnen, sodass ich die Klasse so gerade fahren konnte. Damit habe ich die Stegerwaldsiedlung und alles drumrum hier in Deutz mit Briketts beliefert. Fünfzehn Jahre war ich Kohlenhändler, dann habe ich den Supermarkt direkt gegenüber von KHD geführt. Bis ich meinen ersten Pkw hatte, hat es gedauert. Da waren unsere Töchter alle schon geboren.

Was war das für ein Auto?

Per Zufall bin ich an einen Mercedes 300 S gekommen. Den habe ich für 3.000 D-Mark gekauft. Ein tolles Auto. Der brauchte natürlich viel Sprit. Mit dem sind wir zum ersten Mal mit der Familie in Urlaub gefahren: nach Holland ans Meer. Als wir 1963 bei einem anderen Urlaub damit auf einem Bauernhof in Österreich auftauchten, haben die Bauern erst einen Schreck gekriegt und gedacht, wir wären was Besseres. 8,25 DM hat damals die Halbpension für Erwachsene da am Tag gekostet. Für Kinder die Hälfte. Mit der Bauernfamilie sind wir bis heute befreundet.

Was für Autos kamen danach?

Unterschiedliche. Öfter Mercedes, aber meine Frau und ich sind auch Ford gefahren. Unser letztes Auto war ein Mercedes A-Klasse. Wir waren viel unterwegs und ich bin auf der Autobahn auch zügig gefahren. Aber die ganzen siebzig Jahre ohne einen Punkt in Flensburg und bis auf einen Unfall mit neunzehn, den ich nicht schuld war, unfallfrei.

Wie kommen Sie ohne Auto zurecht?

Erstaunlich gut. Vieles machen wir noch mit dem Fahrrad. Bei Besorgungen unterstützt uns die Familie. Und weil man ohne Auto ja auch eine Menge spart, leisten wir uns auch ab und zu ein Taxi.

Das Gespräch führte Diana Haß.

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Tags: Mobilität in Köln , Verkehrssicherheit

Kategorien: Unser Köln