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Skulpturenparks rund um Köln

Anne Kotzan · 14.09.2023

Echt oder nicht? Bei den Holzskulpturen von Roger Löcherbach im Katharinenhof lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Foto: Bettina Bormann

Echt oder nicht? Bei den Holzskulpturen von Roger Löcherbach im Katharinenhof lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Foto: Bettina Bormann

Natur und Kunstgenuss in einem – das bieten Skulpturenparks Kunstinteressierten, die im Sommer lieber ins Freie als ins Museum möchten. KölnerLeben stellt Ihnen den "Katharinenhof“ in Bonn und den "Waldfrieden“ in Wuppertal vor.

Der „Katharinenhof“ in Bonn

Ausgangspunkt des Skulpturenparks in Bonn-Bad Godesberg ist ein ehemaliger Forsthof, den das Ehepaar Beikircher bewohnt. Sie haben sich entschieden, den Forsthof der Öffentlichkeit im Rahmen der von ihnen konzipierten gemeinnützigen Gesellschaft „The Rhine Art“ zugänglich zu machen. Das ihn umgebende Gelände wird für jede Sommersaison mit neuen Skulpturen ausgestattet. Begleitet von einem breiten Veranstaltungskalender bietet dieser Park Festival-Atmosphäre.


Der Katharinenhof zwischen alten Bäumen und Skulpturen. Foto: Bettina Bormann.

Kuratorin ist die Künstlerin Anne Beikircher. Die ausgebildete Glas- und Porzellanmalerin ist auch als Illustratorin tätig, etwa für die Bücher ihres Mannes, den bekannten Kabarettisten Konrad Beikircher. In diesem Jahr geht die Ausstellung mit rund fünfzig neuen Werken auf 4,5 Hektar mit Wiesen, altem Baumbestand und Teich in die neunte Runde.


Der „Gratwanderer“ von Ute Hölscher und ein Riesentannenzapfen aus Schaufelblättern von Diana Dille. Foto: Bettina Bormann.

Kunstschaffende können sich hier direkt bewerben und ihre Arbeiten auch zum Verkauf anbieten. Ausgelobt sind außerdem zwei Preise, „The Rhine Prize“ mit 8.000 Euro und ein Publikumspreis mit 1.500 Euro. „Nicht Füttern“ sagt ein Schild am Zaun, doch anstelle von Tieren blicken Skulpturen den Besucher an. Ein Witz oder Überbleibsel aus alten Zeiten des Forsthofes? Betritt man den Innenhof mit seinem Café, spürt man an den ihn malerisch umrahmenden Fachwerkhäusern und den Fassaden mit alten Holzschindeln die Liebe zum Bewahren alter Kultur.

Wohin man auf dem ganzen Gelände auch guckt, überall gibt es Skulpturen, große und kleine, unterschiedlichster Qualität und Preise. Ein blaues Paradekissen unter einer alten Rotbuche, ein Tannenzapfen aus alten Schaufelblättern und eine stählerne Pusteblume hinter dem Teich regen die Fantasie an, ebenso wie die roten Fahnen einer symbolischen Grenze, von der aus man auf das Siebengebirge blickt.

„Waldfrieden“ in Wuppertal


Auf den Blickwinkel kommt es an – „Points of View“ von Tony Cragg, 2007. Foto: Bettina Bormann.

Der „Waldfrieden“ in Wuppertal Völlig anders konzipiert ist dagegen der 2008 eröffnete Skulpturenpark der Villa Waldfrieden. Er liegt oberhalb des Tals der Wupper auf einem bewaldeten Hügel, stadtnah und doch fernab ihrer Geräuschkulisse. Alte Bäume säumen die Serpentinenstraße, auf den Böschungen begegnet man bereits den ersten Skulpturen von Tony Cragg, Künstler und Gründer der Freiluftausstellung.


Besonders faszinierend ist die Figur „Runner“ (Läufer) von Tony Cragg, in deren abstrakten Formen sich Gesichter ausmachen lassen. Foto: Bettina Bormann.
Zweites Bild:
Fügt sich auf ihre Weise in die Landschaft: „Mariana W’s World“ von Jaume Plensa.
Foto: Bettina Bormann.

Seit 1977 ist Wuppertal die Wahlheimat des 1949 in Liverpool geborenen Bildhauers. Heute ist er international einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler seines Faches. In seinem Werk bezieht er sich sowohl auf die Natur als auch auf industrielle Systeme und schafft so neue Formen einer „skulpturalen Sprache“.

Man muss kein Kunstkenner sein, um seine Handschrift zu erkennen, die in ihren verschlungenen Rundungen etwas Lebendiges hat. Kein Wunder also, dass der Künstler sich in den damals verwilderten 14 Hektar großen Park um die sich organisch in die Natur einfügende Villa Waldfrieden verliebte. Er erwarb das Gelände und stellte dort nicht nur seine eigenen Skulpturen auf, auch Werken vieler anderer namhafter Künstler der Moderne und Gegenwart gab er einen Platz. Eingebettet in diese reizvolle Umgebung kommen sie erst richtig zur Geltung.

"Für mich sind die Themen, die meine Arbeit bestimmen, die Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Wie wir Natur nutzen. Wie weit wir noch Natur sind.“

Tony Cragg

Für die Erkundung des heute gepflegten, stetig ansteigenden Waldgebiees mit seinen drei Ausstellungshallen und mittlerweile 57 Skulpturen sollte man genügend Zeit mitbringen. Gleich hinter der Kasse erstreckt sich eine Wiese mit der in Zartrosa gestrichenen Villa, deren geschwungene Dächer an eine fantasievolle Kinderbuchillustration erinnern. Der „Mann mit Fahne“ von Thomas Schütte scheint über sie zu wachen wie auch über die beiden Skulpturen von Joan Miró und die abstrakte Arbeit „upside down“, sinngemäß übersetzt mit „auf den Kopf gestellt“, von Jaana Caspary.


Kunst macht Freude, ist aber auch anstrengend – Rast an einer der Ausstellungshallen von Waldfrieden. Foto: Bettina Bormann.

Dann taucht man ein in ein grünes Blättermeer. Selbst die große gläserne Halle ist von diesem Grün durchdrungen und umflort die darin ausgestellten Plastiken. „Ein fantastischer Arbeitsplatz“, sagt der Aufsicht führende Mitarbeiter strahlend. Er weiß mehr zu berichten als der 46 Seiten starke Museumsführer. Zwar liest man dort, dass der Lackfabrikant Kurt Herberts die Villa samt Gartenanlage bis 1950 von dem Architekten Franz Krause gestalten ließ, aber nicht, dass Herberts Anthroposoph war und sich der neuesten Technik verschrieben hatte.

So lassen sich die großen Fenster der Villa im Boden versenken, und neben den Parkbänken ließ er sich einen Telefonanschluss einrichten! Und eine lustige Anekdote hat der Mitarbeiter zu bieten: „Als ich hier anfing, hörte ich immer wieder Stimmen, so als ob die Skulpturen sprächen. Da fängt man an, an seiner Gesundheit zu zweifeln.“ Erst später fand er heraus, dass die Halle über dem ehemaligen Schwimmbad erbaut worden war, das nun als Lager genutzt wird. Er war beruhigt, dass es nur die Stimmen der Kollegen waren, die zu ihm heraufschallten.


Der „Trashstone 394“ von Wilhelm Mundt ist auch ein Stein des Denkanstoßes. Foto: Bettina Bormann.
Zweites Bild: Farben- und Formenspiel im Licht des Waldfrieden-Parks zeigt „Declination“ von Tony Cragg aus dem Jahr 2004. Foto: Bettina Bormann.

Wieder draußen im Park, fängt eine in Schwarzweiß glänzende Skulptur, die in Form und Marmorierung an einen Pottwal erinnert, den Blick. Der Künstler Wilhelm Mundt hat sie aus Abfall, Polyester und Fiberglas gefertigt. Er nennt die Arbeit „Trashstone“, Abfallstein. Denken kann man aber auch an Walfische, die durch menschengemachten Plastikmüll umkommen. Ein Stück weiter, markant auf einer Lichtung, stehen drei filigrane abstrakte Figuren wie im Dialog miteinander. Tony Cragg nennt sein Werk „Points of View“, übersetzt also etwa „Standpunkte“.

Der Interpretation sind keine Grenzen gesetzt. Stehen die Gebilde für die drei Grazien des italienischen Renaissancemalers Raffael, die in der griechischen Mythologie Schönheit, Kreativität und Fruchtbarkeit verkörpern? Alle drei sind in der Kunst wie in der Natur zu finden – ganz im Sinne Craggs also. So viel ist sicher: Der Rundgang hält noch weitere Überraschungen bereit.

Skulpturenpark Katharinenhof
Venner Str. 51,
53177 Bonn-Bad Godesberg,
Tel. 0177 / 763 46 00.
Tageskarte 6,50 Euro, Kinder frei.
Informationsmappe zu den Künstlern und ihren Arbeiten ausleihbar.
Mai–Okt., Fr–Mo 11–19 Uhr.
www.katharinenhof-bonn.de

Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstr. 12,
42285 Wuppertal-Unterbarmen,
Tel. 0202 / 47 89 81 20.
Tageskarte 12 Euro, bis 18 Jahre frei.
Kostenlose Führungen,
Museumsführer 9 Euro.
Di–So 11–18 Uhr, Nov./Dez., Fr–So bis 17 Uhr.
www.skulpturenpark-waldfrieden.de

Lantz’scher Skulpturenpark


Foto: Bettina Bormann.

Lohauser Dorfstr. 51 (Haupteingang),
40474 Düsseldorf-Lohausen.
Mo–So durchgehend geöffnet,
Eintritt frei.
https://www.kunstkommission-duesseldorf.de/projekte/lantzscher-skulpturenpark/

Skulpturenpark Köln
Riehler Straße (Haupteingang),
Köln-Neustadt,
Tel. 0221 / 33 66 88-60.
Eintritt frei.
Apr.–Sept. 10.30–19 Uhr, Okt.–März 10.30–17 Uhr.
Kosten für Erwachsene: 8 Euro
Treffpunkt: Eingang Riehler Str.
www.skulpturenparkkoeln.de

Schlosspark Stammheim
Schloßstraße,
Stammheimer Hauptstraße (Haupteingang)
Zu erreichen mit S-Bahn-Linie 6, Haltestelle Stammheim, danach Bus-Linien 151 und 152, Haltestelle Friedhof Stammheim.
www.schlosspark-stammheim.koeln

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Tags: Kunst und Kultur in Köln , Parks in Köln

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