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Den Sack vollmachen – Lebensmittel für Bedürftige in Köln

Jeannette Fentroß · 11.01.2024

Fotos: Patric Prager

Fotos: Patric Prager

Seit 1999 versorgt „Helfen durch Geben – Der Sack e. V.“ regelmäßig bedürftige Menschen in Köln mit Nahrungsmitteln.

Ortstermin in der Zentrale des Vereins in Ossendorf: In der geräumigen Halle des Gebäudes stehen schon die Paletten für die nächste Packaktion bereit. Über zwanzig ehrenamtlich Helfende eilen jeden Monat hierher, um an zwei aufeinanderfolgenden Tagen rund 1.000 Säcke mit haltbaren Lebensmitteln zu bestücken. Das sind Tee, Kaffee, Nudeln, Gemüse-, Obst- und Fleischkonserven und vieles mehr.

Die Artikel werden als festes Sortiment zusammengestellt, eine bespielhafte Abfrage in betroffenen Familien diente dafür als Basis. Sie stehen nun auf einem langen Tisch und werden von den Mitarbeitenden einzeln in umgebaute Einkaufswagen verteilt, bevor sie dann sackweise verpackt werden.


Ehrenamtliche Helfer stellen Lebensmittel für die einzelnen Säcke zusammen. Foto: Patric Prager

Alle sind hier mit vollem Engagement dabei. So auch das Kölner Ehepaar, das seit vielen Jahren seine Urlaube nur zwischen den Packterminen plant, damit sie immer mithelfen können. Ausgeliefert werden die Säcke an den drei auf die Packaktion folgenden Samstagen an 900 Adressen. Das sind feste Verteilstellen, aber auch direkt betroffene Haushalte, wenn jemand nicht mehr ausreichend mobil ist. Die Adressen vermitteln kirchliche Institutionen, etwa die Diakonie oder die Caritas.

Arme Menschen in Köln

Damit erreichen die Nahrungsmittel etwa 3.500 Menschen, die in Köln an der Armutsgrenze leben. Sie erhalten auf diese Weise wertvolle Unterstützung – ihr knappes Budget wird entlastet. „Das ist eine gute Hilfe“, erzählt ein Bickendorfer Rentner, „denn es sind gute Lebensmittel im Sack.“ Dazu kommen rund 1.000 Kinder in 19 Kindertagesstätten, an die gesunde und kindgerechte Lebensmittel geliefert werden. Sie liegen in Veedeln, in denen die Jüngsten oftmals zuhause kein Frühstück erhalten und hungrig in den Tag starten.

Aber die Hilfe für Kinder geht sogar noch weiter: Damit diese auch schöne Erlebnisse haben, organisiert der Verein Ausflüge, wie unlängst zur Galopprennbahn in Weidenpesch. Oder hilft vor Ort, wie etwa bei der Aufstellung und Bepflanzung von Hochbeeten im Kita-Garten in Bilderstöckchen. „Bei all diesen Aktionen bekommen wir mehr zurück, als wir geben!“, freut sich der Vorstandsvorsitzende Ernst Mommertz.


Das Lager ist gut gefüllt mit teils frischen Lebensmitteln. Foto: Jeannette Fentroß

„Wer kann, der gibt – wer braucht, der kriegt“ – hinter dem selbstgewählten Leitgedanken stecken viel Arbeit, Organisation und Logistik, die der aktive Vorstand im Ehrenamt erfüllt. Zusammen mit Erika Wittkamp hat Ernst Mommertz den Verein vor fast 25 Jahren gegründet. Schon während seines Berufslebens als Chef einer Spedition hat er sich für sozial benachteiligte Menschen engagiert.

Er unterstützte beispielsweise ein Mädchenheim oder vermittelte Straftätern nach ihrer Haft einen Arbeitsplatz. „Es gab und gibt aber noch viel mehr Menschen in Köln, die auf Hilfe angewiesen sind“, weiß Erika Wittkamp, „viele von ihnen haben am Monatsende kaum noch Geld für Lebensmittel und auch Kinder werden nicht ausreichend versorgt. Genau da setzt die Hilfe des Vereins an.“

„Wer kann, der gibt – wer braucht, der kriegt“

Helfen durch Geben – Der Sack e. V., Vorstandsvorsitzender Ernst Mommertz

„Hier macht jeder alles“, erzählt der stellvertretende Vorsitzende Walter Koenen, der sich das Fundraising zur Hauptaufgabe gemacht hat. Ein Sack kostet 25 bis 30 Euro im Monat. Alle Lebensmittel kauft der Verein zu günstigen Konditionen ein, beschädigte Verpackungen, Reste oder Waren mit abgelaufener Haltbarkeit kommen nicht in den Sack. Denn neben der Hilfe steht auch die Würde der bedürftigen Menschen im Vordergrund. Manchmal gibt es eine Zugabe aus Sachspenden von geeigneten Produkten.

Für die monatlich benötigten 30.000 Euro reichen die Beiträge der achtzig Vereinsmitglieder nicht aus. Daher spricht Koenen Unternehmen und Vertreter aus der Wirtschaft an, leistet Überzeugungsarbeit und sammelt Geldspenden. Wie wichtig die Arbeit des Vereins ist und wie dankbar viele Kölner Eltern, Senioren und Kinder für die Hilfe sind, zeigen die zahlreichen Preise und Auszeichnungen, vor allem aber Dankeskarten und Bilder, die die Wände der Vereinsbüros schmücken.

Helfen durch Geben – Der Sack e. V.
Köhlstr. 45,
Tel. 0221 / 77 87 48 92,
www.sack-ev.de

Wie kann man dem Verein helfen?

Der gemeinnützige Verein finanziert sich über Spenden. Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten zur Unterstützung: eine Mitgliedschaft im Verein, die Spende eines freigewählten Betrages (ab 25 Euro, Spendenquittungen können ausgestellt werden) oder die Finanzierung von mindestens einem Sack pro Monat durch die Übernahme einer Patenschaft.
https://www.sack-ev.de/unterstuetzen
Sehen Sie hier Filme über den Verein mit kurzen Interviews.

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Tags: Armut in Köln , Ehrenamt und Freiwilligkeit in Köln

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