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Boule spielen: Lizenz zum Legen und Schießen

Philipp Haaser, 2024 · 13.06.2024

Fotos: Thomas Banneyer

Fotos: Thomas Banneyer

Der beliebte Freizeitsport bietet Entspannung, frische Luft, Bewegung und Geselligkeit. Doch wie genau spielt man Boule? Wo findet man Clubs und Boule-Vereine in Köln?

Es regnet, die Bäume auf dem Takuplatz bieten kaum Schutz. Ein Strahler erhellt den Platz leidlich. Es ist Zeit für die monatliche „Freitagnacht-Doublette“ des Ehrenfelder Boule Clubs, kurz EBC. Noch stehen erst ein paar Menschen verstreut zusammen. In der nächsten Stunde trudeln jedoch immer mehr Boulespieler ein. Zu diesem kleinen Turnier treten letztlich 15 Zweierteams an. Sie lassen sich weder vom Regen noch von den Blitzen, die zwischenzeitlich am Ehrenfelder Himmel zucken, die Laune verderben. „Wir spielen bei jedem Wetter“, sagt Murat Melcik, 50, und lacht.


Boule spielen macht auch bei Regen Spaß. Fotos: Thomas Banneyer

Das Turnier an diesem Abend hat Robin Wendeler organisiert. Er gilt als Favorit. „Weil ich ganz gut spiele“, sagt der 28-jährige Schnurrbartträger. Er organisiert die Freitagsturniere, kümmert sich um den Spielplan, steckt die Bahnen ab und macht die nötigen Ansagen. Als einer von rund 14.000 Spielern mit einer Lizenz des Deutschen Pétanque Verbands, nimmt er auch am Ligabetrieb und an offiziellen Meisterschaftsturnieren teil.

„Pétanque ist ein Sport. Aber man kann viel mit Erfahrung und Konzentration wettmachen“, sagt er. Er freut sich an diesem Abend vor allem darüber, dass seine monatlichen Hobby-Turniere auf dem Takuplatz alle ausgebucht waren. Boule? Pétanque? Was ist der Unterschied? Boule ist der Oberbegriff verschiedener aus Frankreich stammender Kugelspiele, bei Pétanque zum Beispiel wird auf kurzen Abstand, bis 10 Meter, und ohne Anlauf gespielt.

Was braucht man zum Boule?

Nicht nur in Ehrenfeld, auch in vielen anderen Veedeln wird Boule gespielt, das geht eigentlich überall. Nötig sind ein halbwegs fester Untergrund, auf dem die Kugeln rollen können, Platz für eine 6 bis 10 Meter lange Spielbahn, ein Zentimetermaß, eine kleine Holzkugel, das „Schweinchen“, und drei Metallkugeln pro Mitspieler. Sie dürfen nach den offiziellen Regeln zwischen 7 und 8 Zentimeter Durchmesser haben, müssen aus Metall und im Inneren hohl sein. Trotzdem wiegen sie zwischen 650 und 800 Gramm.


Erstes Bild: Aus der Nähe kann man die grauen Boulekugeln doch unterscheiden.
Zweites Bild: Den genauen Spielstand immer zur Hand.
Fotos: Thomas Banneyer

Wie spielt man Boule?

Der Einstieg ist generell sehr einfach, der Ablauf einer Partie schnell erklärt. Zwei Teams treten in mehreren Runden gegeneinander an. Gespielt wird eins gegen eins, zwei gegen zwei oder drei gegen drei. Zusammen dürfen maximal zwölf Kugeln im Spiel sein. Geworfen wird von einer Position, die mit einem 50 Zentimeter großen Kreis markiert ist. Zuerst wird das Schweinchen, die kleine Zielkugel, geworfen. Dann versucht einer nach dem anderen, die eigene Kugel ganz nah am Schweinchen zu platzieren. Dabei kann es auch schon mal sein, dass eine gegnerische Kugel „weggekickt“ wird – alles erlaubt.

Aber wie spielt man die Kugel am besten: legen oder schießen? Das ist die taktische Entscheidung, auf die es ankommt. Beim Legen wird die Kugel von unten so geworfen, dass sie den größeren Teil der Strecke zum Ziel rollt. Der Handrücken zeigt nach vorne, die Füße stehen nebeneinander.


Brigitte Wieg, 67, zeigt, wie man eine Boulekugel legt. Fotos: Thomas Banneyer

Aber wenn schon einige Kugeln liegen und den Weg versperren, gehen die Spieler über zum Schießen. Auch dafür wird die Kugel von unten, oft aus der Hocke, geworfen, nun aber mit großem Schwung und in hohem Bogen. Auf diese Weise kann man die aussichtsreichste gegnerische Kugel wegschießen und die eigene nah ans Schweinchen bringen. Je höher der Bogen, desto steiler der Anflug und desto wahrscheinlicher, dass die Kugel nicht weiterrollt. Carreau sur Place heißt das Manöver, das ein ganz charakteristisches, lautes metallisches Geräusch erzeugt, wenn die Kugeln sich treffen.


Auf jeden Millimeter kommt es an. Foto: Thomas Banneyer

Über den Erfolg bestimmen zu veränderlichen Anteilen Geschick, Übung und Glück. Die Teams teilen sich die Aufgaben. Einer beginnt mit dem Legen. Der andere ist fürs Schießen zuständig. Für jede Kugel, die am Ende näher am Schweinchen liegt als die nächste Kugel der Gegner, gibt es einen Punkt. Das Team, das zuerst 13 Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Wie gesund ist Boule spielen?

Was die Boulefreunde immer wieder betonen, ist, wie wenig Voraussetzungen man für das Spiel mitbringen muss. „Man braucht ein bisschen Fingerspitzengefühl“, sagt Volker Barlen, 72, pensionierter Lehrer und Initiator der Bouleabteilung beim TV Ensen-Westhoven. Aber in einem Maß, das kaum jemanden überfordere.

Er berichtet von Parkinson-Erkrankten, deren Hände die Kugeln ohne das sonst für die Krankheit typische Zittern werfen. Wer gut werden will, müsse „Körper und Geist zusammenbringen“, sagt er. „Wenn man älter wird, ist das die beste Art sich zu bewegen. Und du kannst das ja auch mit Rollator noch spielen“, sagt Murat Melcik auf dem Takuplatz. Boule hält nicht nur körperlich fit.


Erstes Foto: Boule hält körperlich und geistig fit.
Zweites Foto: Aufheben mit Magnet statt mit Bücken.
Fotos: Thomas Banneyer

Melcik kam zum Boule, als eine Krebsdiagnose und die anschließende Therapie seinen Gemütszustand durcheinanderwirbelten. „Ich habe in der Zeit oft Kugeln geworfen. Dann hatte ich endlich mal nicht dauernd die Krankheit im Kopf“, sagt er. Mit seinem Spielpartner Ralf Schneider, 60, bildet er ein eingespieltes Team.

Wie kann man andere Boule-Spieler kennenlernen?


Die Spielgemeinde der Boulefreunde ist groß. Aber wie kommt man in eine solche Gemeinschaft? Foto: Thomas Banneyer

Ralf gehört seit 21 Jahren zur Kölner Bouleszene. Nach einer Trennung suchte er damals neue Kontakte, nahm seine Kugeln und fand sie überall in der Stadt. Was für ihn den Reiz von Boule ausmacht? „Nette Leute“, sagt Schneider. Sein Tipp für Neulinge: „Ich empfehle immer, über die Plätze zu tingeln und zu schauen, wo man sich wohl fühlt.“ Wer möchte, kann in Köln jeden Tag Gleichgesinnte finden, um Boule zu spielen.

Am Rande des Nippeser Tälchens spielt der Ruheständler Jürgen Berke, 65, mit Freunden eine nachmittägliche Partie. 1984 begann er in der Südstadt regelmäßig Kugeln zu werfen. 1992 war er Dritter bei den Deutschen Meisterschaften. Heute spielt er beim Nippeser Boule-Club, dessen erste Herrenmannschaft gerade aus der Bundesliga abgestiegen ist. „Boule ist auch ein Leistungssport“, sagt Berke. Und, das scheint ihm ebenso wichtig: „Wer alleine zum Bouleplatz kommt, wird schnell integriert.“

Boule spielen im Verein oder Club in Köln (Auswahl):

Ehrenfelder Boule Club e.V. EBC Köln
Ursula Ramrath-Esser,
Tel. 0176 / 21 86 44 01
www.ebc-koeln.de

Nippeser Boule-Club
Andreas Meyer,
Tel. 0178 / 688 37 21
https://nippeserboule.club/

Turnverein Ensen-Westhoven e. V. – Bouleabteilung
Training auf zwei Boulebahnen,
Mitgliedsbeitrag 65 Euro, für Ehepaare 120 Euro pro Jahr.
Oberstr. 122,
Tel. 02203 / 153 59.
www.tv-ensen-westhoven.de

Weitere Vereine auf www.boule-nrw.de/vereine.
Dort gibt es auch Informationen zu Turnieren, Ligabetrieb und Regelwerken.

Sozial-Betriebe-Köln (SBK)
Riehler Treff,
Boltensternstr. 16,
Tel. 0221 / 77 75-85 31,
Boulekugeln können im Café Cultura kostenlos ausgeliehen werden.
www.sbk-koeln.de

Pétanque-Freunde Rathenauplatz e. V.
Bouleplatz: Rathenauplatz Michael Spoljar,
Tel. 0157 / 89 03 53 55
www.pfr-koeln.de

Boule spielen im SeniorenNetzwerk in Köln

Die SeniorenNetzwerke bieten ebenfalls Boule an, etwa in
Buchforst (Tel. 0178 / 690 26 35),
Dünnwald (Tel. 0221 / 60 42 15),
Longerich (Tel. 01575 / 296 63 07),
Pesch (Tel. 0178 / 909 48 56) und
Zündorf (0163 / 803 49 06).
www.seniorennetzwerke-koeln.de

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Tags: Boule spielen , Freizeitsport , Sportverein

Kategorien: Sommer, Sonne, Köln , Gesund leben