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Alle Jahre wieder - einen Christbaum besorgen

Franz Neuhäuser · 04.12.2023

Alter Schmuck an frischem Tannengrün. Foto: Erwin Lorenzen / pixelio

Alter Schmuck an frischem Tannengrün. Foto: Erwin Lorenzen / pixelio

Ein Baum zum Fest? Künstlich? Nachhaltig? Bio? Lesen Sie Gedanken von Franz Neuhäuser zum grünen Gefährten auf Zeit. Außerdem: die besten Adressen!

Mein Vater beging jedes Jahr vor Weihnachten einen schweren Fehler. Er besorgte den Christbaum. Und machte meine Mutter unglücklich. „Oh nein. Wie sieht denn der … Der voriges Jahr war schöner.“ Alle Jahre wieder.

Damals, um 1960, in einem Dorf fern der großen Stadt, dürfte sich die Baum-Auswahl für meinen Vater auf ein paar Forstbetriebe beschränkt haben. Heute steht man vor lauter Bäumen im Wald der schwierigen Entscheidung. Baumärkte haben welche, Gartenmärkte sowieso, Supermärkte ebenfalls, genauso Möbelhäuser, der große Schwede in Godorf natürlich auch. Wohin also? Und vor allem stellt sich die Gewissensfrage: Ist der Baum auf Zeit überhaupt noch zeitgerecht? Stichwort Klimawandel.

Das Gewissen und der Klimawandel

Meine Frau und ich haben es „ohne“ versucht. Nicht, um die Welt zu retten. Uns schien lediglich die Schar der Nichten und Neffen dem Weihnachtsbaumalter entwachsen zu sein. Ein Fake-Baum kam aber nicht infrage. Wenn künstlich, dann künstlerisch wertvoll. Ein puristisches Metallgestänge, in zwei Minuten hingestellt und behängt, das sollte doch reichen. Meinten wir. Hat es aber nicht.

Wir vermissten unseren grünen Wohnzimmergefährten auf Zeit. Wir vermissten die Stunden des sorgfältigen Schmückens. Kommt der Strohstern einen Ast weiter links besser zur Geltung? Wir vermissten seinen Geruch. Wir vermissten die Sorge um ihn. Nadelt er schon? Braucht er Wasser? Darfs etwas mehr sein? Wir vermissten die dreißig Sekunden, in denen wir unsere echten Kerzen brennen ließen. Unter strengster Aufsicht. Keiner schaut weg! Und letztlich zeigten sich sogar unsere Neffen und Nichten enttäuscht: Oh, kein Christbaum? Also kehrten wir zur Natur zurück.


Das darf an Weihnachten nicht fehlen: edler Kugelschmuck, kunstvoll am Christbaum drapiert. Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio

Handgemachtes auf dem Bauernhof

Meine Frau vertraut bei der Suche nach dem Baum fürs Weihnachtsleben auf Geheimtipps. Da draußen, weit, weit weg von der Zivilisation, nicht mehr mit dem Navi ansteuerbar, da ist dieser Bauernhof. Dort haben sie die schönsten Bäume. Hat ihr die Freundin einer Freundin einer Tennispartnerin anvertraut. Also starten wir im Dezember regelmäßig Expeditionen in ferne Ländereien. Und finden dort erstaunlich professionelle Verkaufsstellen, die uns auch unverzichtbare Begleitartikel anbieten.

Selbst gemixten Punsch, handgeschnitzten Astschmuck, handgefertigte Lebkuchen … Bei einigen Anbietern kann der Käufer sogar Hand anlegen und seinen Baum selber schlagen. Ich stehe dem skeptisch gegenüber. Erinnert mich zu sehr an einen Büro-Kollegen. Der hat einst beider ungewohnten Waldarbeit einen seiner Finger verkürzt. Nur gut, dass er schon vor dem Unfall mit der Anästhesie begonnen hatte – mit viel Glühwein.

Zahlen und Fakten zum Christbaum

Nüchtern betrachtet ist der Weihnachtsbaum ein Produkt der Agrarindustrie. Etwa 24 Millionen Exemplare werden jedes Jahr in Deutschland gekauft. Aber keine Bange, der Wald stirbt nicht wegen Weihnachten. Es gibt keinen Kahlschlag, für Nachschub ist gesorgt, Bäume sind kein Toilettenpapier. Was nicht aus deutschen Plantagen kommt, wird importiert, vor allem aus Dänemark. Rund 7.000 Unternehmen sind in Deutschland im Baum-Business aktiv. Ein Zentrum befindet sich gar nicht so weit weg, im Sauerland.

Weihnachtsbaumnachwuchs, der fast ein Jahrzehnt reifen muss, bindet tonnenweise Kohlendioxid. Super. Wie viel Schadstoffe beim Transport freigesetzt werden? Eine andere Rechnung … Hilft es der globalen Umweltbilanz und dem persönlichen Gewissen, wenn der Baum mehrmals verwendet wird? Im Prinzip wohl schon. Einen Baum im Topf kaufen und nach Weihnachten auspflanzen– das kann funktionieren. Allerdings soll es selbst im Hahnwald Menschen geben, in deren Garten kein Wald passt.

Nachhaltig weiternutzen

Und was leider gar nicht geht: den Baum zum nächsten Fest wieder ausbuddeln. Merke: Entwurzelte Bäume sind todgeweiht. Also die Pflege Fachleuten überlassen und den Baum im Topf mieten? Eine gewichtige Frage. Denn zum einen sind die Kosten hoch. Und zum anderen wiegen Baum und Topf bis zu vierzig Kilo. Na ja, wenn alle anpacken … Meine Frau und ich bleiben beim Einweg-Baum. Wir tun damit Freunden Gutes. Die besitzen einen Kaminofen. Nachdem er erst die Herzen erwärmt hat, heizt der Baum am Ende noch die gute Stube.

Für welche Art von Baum Sie sich auch entscheiden, eines sollten Sie unbedingt beachten: Immer gemeinsam auswählen. Einsame Entscheidungen werden selten als gute Entscheidungen empfunden. Musste schon mein Vater erfahren. Ach, und noch eins: Kein Alkohol an der Säge!

Bäume selber schlagen rund um Köln

Hofladen Frechen
Gut Clarenhof 5
50226 Frechen
Telefon: 02234 / 95 96 20
E-Mail: kontakt@gut-clarenhof.de
www.gut-clarenhof.de

Familie Röllgen
Gut Hohenholz
Berrenrather Straße 35
50169 Kerpen-Türnich
Telefon: 0 22 37 / 97 54 22
E-Mail: info@gut-hohenholz.de
www.gut-hohenholz.de

Bio-Weihnachtsbäume:

Gartenbau Lüdenbach
Vordersteimel 51b,
51766 Engelskirchen
Telefon: 0 22 63 - 90 14 53
info@garten-luedenbach.de
www.garten-luedenbach.de

Tags: Christbaum , Nachhaltigkeit , Weihnachten