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Gesund leben

Wohin im Notfall?

Lisa von Prondzinski, 2020 · 07.05.2024

Foto: goldencow images / stock.adobe.com

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Ein neues Konzept soll Patienten den richtigen Weg zur ärztlichen Versorgung weisen. KölnerLeben stellt es vor.

Margot Schulz* erinnert sich noch gut, wie es in der Notfallambulanz der Uniklinik war: „Gefühlt eine Ewigkeit“ hat sie gewartet, bis sie drankam. Tatsächlich waren es vier Stunden. An einem Freitagnachmittag vor zwei Jahren wusste sie nicht mehr weiter. „Ich hatte seit Tagen schreckliche Kopfschmerzen und brach weinend zusammen“, erinnert sich die 55-Jährige. Von einer Freundin ließ sich die Ehrenfelderin in die Uniklinik fahren. Es war eine heftige Migräneattacke, sie bekam eine Infusion, die den Schmerzkreislauf durchbrach. Noch am Abend durfte sie nach Hause.

* Name geändert

Rettungsdienst am Limit

So wie Margot Schulz steuern immer mehr Patienten schnurstracks ein Krankenhaus an. Viele, ohne etwas Ernstes zu haben. Ein bundesweiter Trend. Experten im Gesundheitswesen wie der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zufolge ist in Köln von 2010 bis heute die Zahl der „Bagatellfälle“ um etwa ein Drittel gestiegen. Sie gehören eigentlich in die Sprechstunde eines Haus- oder Facharztes.

Doch warum dieser Ansturm auf die Krankenhäuser? Manche Menschen wollen nicht erst morgen, sondern sofort Klarheit. Oder sie fühlen sich schwer krank, sind es aber nicht. Auch die Befürchtung, wochenlang auf einen Termin beim Facharzt wie dem Kardiologen warten zu müssen, ist ein Grund. „Von den Patienten, die zu uns kommen, sagen 25 Prozent: ‚Bei euchkomme ich schneller dran‘ “, erzählt Professor Horst Kierdorf, Klinischer Direktor der Kliniken der Stadt Köln, zu denen die Krankenhäuser Merheim und Holweide sowie das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße gehören.

Dabei entspricht dieser Eindruck nicht unbedingt der Realität. Gerade weil immer mehr Hilfesuchende die Notfallambulanzen aufsuchen, entstehen stundenlange Wartezeiten. Und noch schlimmer: Schwerer Erkrankte müssen deshalb oft länger warten. Andere Patienten kommen in die Krankenhäuser, weil sie bis spät arbeiten; wenn sie Feierabend haben, sind die Arztpraxen bereits geschlossen. Im schlechtesten Fall haben Menschen keinen Hausarzt, den sie anrufen könnten. Sich einen zu suchen, dazu rät der Leiter des Gesundheitsamtesder Stadt Köln, Dr. Johannes Nießen, aber dringend: „Der Hausarzt ist Ansprechpartner über Jahre hinweg. Er kennt seine Patienten und kann bei Unsicherheiten Orientierung und Rat geben.“

Was ist was?

Arztrufzentrale Rufnummer 11 6 11 7

Rund um die Uhr deutschlandweit kostenlos telefonisch erreichbar. Sie ist bei allen nicht lebensbedrohlichen Beschwerden zu kontaktieren.

Rettungsdienst Rufnummer 112

Er ist bei lebensgefährlichen Situationen zu alarmieren, zum Beispiel bei starker Atemnot, Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall, Vergiftung, hohem Blutverlust oder schweren Unfällen.

 

Zusehends ans Limit gerät auch der Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr Köln: Deren Einsätze für medizinische Fälle sind in 2018 auf 152.000 gestiegen. Patienten erklären sich wegen Fieber oder Durchfall gewissermaßen selbst zum Notfall. Der Rettungsdienst ist aber eigentlich nur für lebensbedrohliche Fälle wie Vergiftungen oder Herzinfarkte zuständig. Brisant wird die Lage auch durch einen anderen Faktor: „Wegen des Mangels an Fachkräften wird die Zunahme von Einsätzen problematisch“, sagt Professor Alexander Lechleuthner, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes. „Für Rettungsfahrzeuge wird es deshalb schwierig, bei schweren Fällen in angemessener Zeit an Ort und Stelle zu sein.“

Notfallversorgung im Überblick. (Illustrationen: macrovector_official + Photoroyalty / Freepik, Idee: Martina Dammrat)

Erfahren Sie mehr über die Anrufzentrale und über die Notdienspraxen auf Seite 2

 

Tags: ärztliche Notdienste Köln , Ärztliche Versorgung Köln

Kategorien: Gesund leben , Unser Köln