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Ratgeber

Schutz vor Taschendiebstahl

Daniela Lukaßen-Held · 27.06.2024

Augen auf und Tasche zu. Symbolfoto: Fotolia

Augen auf und Tasche zu. Symbolfoto: Fotolia

Die Zahl der Taschendiebstähle ist seit dem Ende der Pandemie wieder gestiegen, bei den über 60-Jährigen um gut 10 Prozent. Lesen Sie die Tipps der Kölner Polizei, wie Sie sich und Ihre Wertsachen schützen können.

Der Wochenmarkt ist an diesem Samstagvormittag gut besucht. Auch Anita Berger möchte hier für den Besuch ihrer Tochter und der Enkelkinder einkaufen. Dass sie angerempelt wird, tut ihrer Vorfreude keinen Abbruch. Als sie am Stand bezahlen will, ist ihre Manteltasche leer, das Portemonnaie weg. Und mit ihm sämtliche Dokumente: Ausweise, die Kran- kenkassenkarte, EC-Karten.

Besonders an Orten, an denen sich viele Menschen aufhalten und es hektisch zugeht, haben Langfin- ger leichtes Spiel. Sie nutzen die Ablenkung der Menschen, sind häufige Besucher auf Wochen- und Flohmärkten, stürzen sich ins Gewühl von Bahnhöfen und fahren auf Rolltreppen mit, um dort Beute zu machen. Auch Public Viewing und andere Großveranstaltungen ziehen sie magisch an.

"Wenn Sie spüren, dass Ihnen jemand zu nahe kommt, sollten Sie reagieren."

Elena Beerhenke, Kriminalhauptkommissarin

Nicht ablenken lassen

„Taschendiebe arbeiten meistens professionell. Sie wählen ihre Opfer gezielt aus, lenken sie ab und stehlen“, weiß Kriminalhauptkommissarin Elena Beerhenke und erklärt: „Es gibt verschiedene Tricks, mit denen die Täter arbeiten.“ So legen sie sich einen Mantel über die Hand oder rempeln jemanden an und fassen dabei in die Tasche des Opfers, um nach Wertsachen zu suchen.

„Häufig arbeiten sie auch im Team“, sagt die Polizistin: „Ein Täter verschüttet zum Beispiel seinen Kaffee scheinbar unabsichtlich über die Jacke des Opfers und wischt „hilfsbereit“ daran, während ein anderer in der Zwischenzeit die Tasche plündert.“ Selbst die harmlose Frage nach dem Weg kann ein Ablenkungsmanöver sein: Beim gemeinsamen Blick auf Karte oder Handy-Navi ist man abgelenkt. Daher rät Kommissarin Beerhen- ke: „Wenn Sie spüren, dass Ihnen jemand zu nahe kommt, sollten Sie reagieren.“ Ein lautes „Treten Sie ein Stück zurück“ kann häufig schon abschrecken. Sich dem Täter in den Weg stellen, gar versuchen, ihm die Beute zu entreißen, sind jedoch absolute Tabus. Denn der Täter kann sein Opfer bei Gegenwehr schubsen und es so verletzen.

Achtung auf der Rolltreppe

Aber auch offene Handtaschen, die im Supermarkt am Einkaufs- wagen hängen, sowie Rucksäcke und Schulterbeutel, die eher hin- ten getragen werden, sind eine leichte Beute. Am sichersten sind da Bauch- oder Gürteltaschen. Beerhenke betont: „Geld und Karten sollten außerdem immer getrennt voneinander getragen werden. Falls dann etwas gestohlen wird, ist nicht gleich alles weg.“

Darüber hinaus gilt: Wer das Haus verlässt, sollte nur das mitnehmen, was er wirklich braucht, und es körpernah, also in den vorderen Hosen- oder Jackeninnentaschen verstauen. Das gilt auch für alle, die einen Rollator benutzen. Er sollte stets im Blick behalten werden. Idealerweise lässt sich die Rollatortasche ver- schließen. Wertgegenstände gehören aber auf keinen Fall dorthinein.

Auch sollten mitgeführte Taschen nicht um die Griffe oder das Gestell gewickelt werden. Versucht ein Dieb diese wegzureißen, lässt sich ein Sturz kaum vermeiden. Wer sich unsicher fühlt oder Hilfe braucht, sollte aktiv umstehende Menschen ansprechen. Misstrauisch dagegen sollte man sein, wenn Fremde einen grundlos ansprechen oder ihre Hilfe aufdrängen. Jederzeit kann man die Polizei unter der 110 informieren.

Für den Ernstfall vorsorgen

„Sobald man merkt, dass etwas aus der Tasche fehlt, muss man handeln“, erklärt Beerhenke. „Lassen Sie zunächst alle EC- und Kreditkarten sperren und wenn ein Handy gestohlen wurde, auch dieses.“ Das geht gebührenfrei unter der Rufnummer 116 116. Für diesen Fall solle sich jeder seine Kartennummern aufschreiben und sicher zu Hause aufbewahren, rät die Polizei. Und auch die sogenannte IMEI-Nummer ihres Handys sollten Mobilfunknutzer kennen. Sie lässt sich unter der Tastenkombination *#06# im Handydisplay ablesen. Mit dieser Individualnummer können gestohlene Geräte identifiziert werden.

Wichtig ist immer, Anzeige bei der Polizei zu erstatten, denn das erhöht die Chance, das Gerät zurückzubekommen und die Täter dingfest zu machen. Darüber hinaus kann nur wer persönlich auf einer Polizeiwache erscheint, die sogenannte KUNO-Sperre für entwendete Bankkarten vornehmen. Dadurch werden die Karten auch für das Bezahlen mit Unterschrift, also für das elektronische Lastschriftverfahren, gesperrt. Anita Berger schwört sich auf jeden Fall, die Tipps zu beherzigen und es Taschendieben schwer zu machen.

Tipps im Überblick

  • Nicht ablenken lassen!
  • Wenn Ihnen jemand zu nahe kommt, rufen Sie: Treten Sie ein Stück zurück!
  • Versuchen Sie keine eigenen Verfolgungsaktionen!
  • Besondere Vorsicht bei größeren Menschenansammlungen!
  • Vorsicht bei verdächtigen Hilfsangeboten!
  • Taschen immer schließen und am Körper behalten!
  • Wertsachen möglichst zu Hause lassen oder getrennt voneinander aufbewahren
  • Gerätenummer des Smartphones notieren
  • Bei Diebstahl: Anzeige erstatten und EC-Karten sperren lassen

Sperrung gestohlener EC-, Kredit- und Mobilfunkkarten
Notfalltelefon 116 116

www.sperr-notruf.de

KUNO-Sperre nur auf einer Polizeiwache

Abfrage der Identifikationsnummer des eigenen Handys:
Drücken Sie folgende Tastenkombination:
*#06#

Vorsorge der Polizei:
Kriminalkommissariat Kriminalprävention/ Opferschutz: Tel. 0221 / 229-86 55
Lesen Sie Tricks der Taschendiebe und wie man sich davor schützt.
Informationen für Senioren auch auf www.polizei-beratung.de.

Tipps und Informationen zur App „Gut versorgt in ...“

Tipps und Informationen für ältere Menschen in der Stadt bietet die App „Gut versorgt in ...“ über das Smartphone. Die Polizei schickt regelmäßig die aktuellen Tatmaschen und Vorsorgetipps als Sofortnachricht, der sogenannten Push-Nachricht. Zu finden im Play Store (Android), im App Store (Apple).

Lesen Sie alle Beiträge rund um Trickbetrug und Betrugsmaschen im Überblick.

Tags: Diebstahl und Betrug , Polizei Köln

Kategorien: Ratgeber , Sicherheit