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Gesund leben

Früherkennung der Parkinson-Krankheit

Ines Nowack · 31.08.2023

Ist ein Zittern im Arm ein Vorbote der Parkinson-Krankheit? Foto: Astrid860 / iStockphoto

Ist ein Zittern im Arm ein Vorbote der Parkinson-Krankheit? Foto: Astrid860 / iStockphoto

Die Gehirn-Erkrankung Parkinson kann bis heute nicht geheilt werden. Wo steht die aktuelle Forschung? Wie werden Parkinson-Patienten in Köln therapiert?

Vor etwa zehn Jahren bemerkte Herr S. ein Zittern in seinem linken Arm. Sein Hausarzt schickte ihn zum Neurologen, der Parkinson diagnostizierte. Inzwischen ist die Erkrankung fortgeschritten: Seine Bewegungen sind langsamer und eingeschränkt. Muskeln versteifen zunehmend und das Zittern lässt sich gar nicht mehr verbergen.

Ein Medikament, das die Symptome der Erkrankung abschwächt, erleichtert Herrn S. den Alltag. Er hat gelernt mit seinen Beeinträchtigungen umzugehen: „Gut ist, dass die Veränderungen allmählich auftreten. Auch selbst kann man viel tun. Bewegung – körperlich und geistig – ist besonders wichtig.“ Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung – weltweit. Die Zahl der Betroffenen hat sich in den letzten 25 Jahren verdoppelt. Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen spricht von 400.000 Betroffenen allein in Deutschland.

Woran erkennt man die Symptome der Parkinson-Krankheit?

Sowohl die Krankheitssymptome als auch die Geschwindigkeit des Krankheitsgeschehens unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, betont Professor Dr. Michael Barbe, Leiter des Kölner Parkinson Netzwerkes. Aber: Der Verlauf kann bei einer früherkannten Krankheit deutlich verlangsamt werden.

Neueste Forschungen ergaben, dass in der Frühphase das Neuroprotein Alpha-Synuclein eine entscheidende Rolle spielt. Defektes, fehlgefaltetes Alpha-Synuclein lagert sich im Denkorgan und an anderen Stellen des Körpers ab und beeinträchtigt die Funktion der Nervenzellen. Diese Ablagerungen führen zu parkinsontypischen Veränderungen im Mittelhirn, die dann zu Dopaminmangel und den unverkennbaren Bewegungsstörungen führen.


Nervenzellen empfangen und verarbeiten Sinneseindrücke. Sie leiten die Informationen an die jeweils zuständigen Körperzellen wie beispielsweise Muskelzellen weiter. Symbolbild: Sabine Zierer / Pixabay.

Welche Ursachen hat die Forschung zum Parkinson-Syndrom ausgemacht?

Landläufig nennt man Dopamin auch den Glücksbotenstoff. Aber er ist im zentralen Nervensystem auch entscheidend für die Feinabstimmung von Muskelbewegungen oder Bewegungen überhaupt. Erst nach Jahren führe dies jedoch zu den typischen Symptomen, erläutert Prof. Dr. Barbe und ergänzt: „Früher konnte erst mit dem Eintreten der Symptome die Parkinsondiagnose eindeutig gestellt werden. Leider sind in diesem Stadium bereits mehr als die Hälfte der Dopamiproduzierenden Zellen abgestorben.

In einer aktuellen Studie konnte die Erkrankung über einen Nachweis von fehlgefaltetem Alpha-Synuclein noch früher nachgewiesen werden.“ Die Forschung hat deshalb auch in Köln Vorboten der Erkrankung in ihren Fokus gerückt. Ein erster Hinweis scheinen nichtmotorische Störungen wie Verstopfung, Erschöpfung, Schlaf- und Riechstörungen zu sein. Mithilfe einer schwach radioaktiv markierten Substanz wird sozusagen der Dopamingehalt im Gehirn gemessen – so kann die Diagnose bestätigt werden. Über das fehlerhafte Alpha-Synuclein gibt es bisher nur Theorien: Es gibt Hinweise, dass es über Riechfasern in der Nase oder über den Darm in das Gehirn eintritt. Genetische Einflüsse, Pestizide und andere Faktoren können das Risiko, an Parkinson zu erkranken, erhöhen.

Welche Therapien und Operationen kommen bei der Behandlung von Parkinson zum Einsatz?

Auch die Therapien verbessern sich mehr und mehr. Medikamente mit Dopamin-Ersatzstoffen oder auch Dopamin helfen über die ersten Krankheitsjahre hinweg. Physiotherapie ist für die Beweglichkeit besonders wichtig, aber auch Trainings für Sprache, Stimme und Feinmotorik. Operativ kann eine „tiefe Hirnstimulation“ helfen, bei der Elektroden in bestimmte Gehirnregionen eingesetzt werden. Schwache Stromstöße werden mittels eines „Hirnschrittmachers“ ins Hirn geschickt – das kann die gestörte Aktivität positiv beeinflussen.

Susanne Hoffmann, Mitarbeiterin der Beratungsstelle des Kölner Parkinson Netzwerkes der Uniklinik Köln, ist Lotsin durch den Dschungel der Therapieangebote und zugleich Mutmacherin. Die Parkinson Nurse rät Betroffenen, sich seelische Unterstützung zu holen, da mit der Erkrankung nichts so bleibt wie vorher. „Wenn Parkinson voranschreitet, ist einer zu wenig“, ist ihre Erfahrung. Auch Selbsthilfeangebote können auffangen, trösten und ermutigen. Und sie rät, man solle sich nach der Diagnose trotzdem nicht nehmen lassen, was Spaß macht.

Parkinson Netzwerk der Uniklinik Köln
Beratungsstelle
Uniklinik Köln,
Kerpener Str. 62,
Haus 12 (via Gleueler Straße),
Etage 2,
Zimmer 2005
Terminvergabe: 0221 / 478-988 82 (Mo–Mi),
E-Mail: susanne.hoffmann@unk-koeln.de
https://neurologie.uk-koeln.de/klinik/koelner-parkinson-netzwerk/

Seminar Morbus Parkinson
Fr, 8.9., 16–19 Uhr,
Eintritt frei
Klinik für Neurologie der Uniklinik Köln,
Hörsaal Anatomie, Haus 35,
Joseph-Stelzmann-Str. 9

Spezialambulanz der Klinik für Neurologie Köln-Merheim – Morbus Parkinson
Tel. 0221 / 89 07–3366 und -3497,
E-Mail: ambulanz-neurologie@kliniken-koeln.de

Selbsthilfegruppe Köln der Deutschen Parkinsonvereinigung
Tel. 0221 / 37 79 81 77,
Marija Nadj-Kittler,
E-Mail: kontakt@parkinson-selbsthilfe-koeln.de
www.parkinson-selbsthilfe-koeln.de

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Tags: Parkinson Früherkennung , Spezialambulanzen und Therapien in Köln

Kategorien: Gesund leben